In der Rechnungslegung wie auch in der Wirtschaftsprüfung hat sich das regulatorische Umfeld durch europäische Vorgaben in den letzten Jahren stark gewandelt. Die Bilanzierungsrichtlinie, die Abschlussprüferverordnung und die Abschlussprüferrichtlinie haben die gesetzliche Land-schaft gewandelt. Die European Federation of Accountants and Auditors for SMEs (EFAA) resü-mierte in ihrer Konferenz am 23.6.2016 die Veränderungen und wagte einen Blick in die Zukunft.
Der Leitsatz der Konferenz war gleichzeitig ein Hinweis auf die Diskussionsschwerpunkte: „Das neue regulatorische Umfeld für kleine und mittlere Praxen – Sich verändernde Standards, Inno-vation und Marktregulierung.“
Digitalisierung verändert Arbeit des Steuerberaters
Nach den einleitenden Worten durch EFAA-Präsident StB/WP Bodo Richardt gab der Präsident der französischen Steuerberaterkammer Philipp Arraou einen Einblick in die Auswirkungen der fortschreitenden Digitalisierung und in sich verändernde Berufs- und Ethikstandards von Steuer-beratern. Das Berufsbild und die Berufsausübung würden sich, sagt Arraou, durch die techni-sche Entwicklung stark verändern. Regulierung habe eine wichtige Funktion inne, um die Rolle des Steuerberaters als vertrauensvollen Ansprechpartner im Finanz- und Geschäftsverkehr zu erhalten und zu stärken.
Integrierte Berichterstattung nur etwas für Großunternehmen?
Das erste Podium widmete sich der integrierten Berichterstattung und deren Nutzen auch für KMUs. Neben den oft erwähnten Nachteilen der nichtfinanziellen Berichterstattung (Zeitauf-wand, Kosten und Preisgabe interner Informationen) sollten die Unternehmer auch deren Vortei-le erkennen: Das Darstellen von nichtfinanziellen Erfolgsfaktoren, Umweltanstrengungen, Mitar-beitermotivationsprogrammen oder nichtbilanzierten Vermögenswerten könne positive Effekte für das Unternehmen haben. Dies könne sich unter anderem in einer gesteigerten Attraktivität für neue Mitarbeiter, einem besseren Zugang zu Finanzmitteln oder in einem höheren Verkaufs-preis niederschlagen. Der steuerliche Berater sollte diese Vorteile den Unternehmern nahe brin-gen. Dies bringe den Unternehmer voran und eröffne dem Berater neue Geschäftsfelder.
Deregulierung oder Regulierung bei Steuerberatern?
Die „Regulierung der steuerberatenden Berufe in Spanien, der EU und darüber hinaus“ stand im Fokus des zweiten Podiums. DStI-Vizepräsident StB/WP Marcus Tuschen erläuterte am Beispiel der deutschen Steuerberater, wie durch Regulierung Verbraucherschutz und Dienstleistungs-qualität wirksam sichergestellt werden können, ohne dass die Berufsangehörigen sich benach-teiligt fühlen. Konstantinos Thomaras, Vertreter der EU-Kommission für Binnenmarkt, stellte die Vorhaben der Kommission im Hinblick auf Steuerberater dar. Ziel sei es, durch Liberalisierung im Dienstleistungssektor Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze zu schaffen. Man sei sich jedoch darüber im Klaren, dass lediglich ungerechtfertigte Regulierungen auf dem Rechtsweg ange-griffen werden könnten. Bei anderen Regulierungen sollten die Mitgliedsstaaten prüfen, ob bei deregulierenden Maßnahmen nicht die positiven Effekte überwiegen würden. Die Teilnehmer des Podiums, unter Ihnen auch Salvador Marin von der spanischen Steuerberaterkammer, ent-gegneten hierauf, dass zwischen der wachsenden Komplexität fachlicher Standards und der Reduzierung der beruflichen Regulierung ein wachsender Widerspruch besteht. Um Transparenz und Verlässlichkeit von Finanzinformationen sicherzustellen, sei eine berufliche Regulierung not-wendig, möglicherweise in stärkerem Maße als bisher.
Auswirkungen der EU-Richtlinien auf kleine und mittlere Praxen
Marie Lang, Technische Direktorin der EFAA, fasste zunächst die Auswirkungen der Bilanz- und Abschlussprüferrichtlinie auf kleine und mittlere Praxen (KMPs) zusammen. Aufgrund der zahl-reichen Mitgliedsstaatenwahlrechte sei das vorrangige Ziel einer deutlichen Harmonisierung der Vorschriften verfehlt worden. EFAA-Präsidiumsmitglied Jose Maria Hinojal zeigte die Auswirkun-gen der Abschlussprüferreform auf den spanischen Markt und resümierte, dass die mangelnde Skalierbarkeit der Vorschriften zu einer Benachteiligung von KMPs führe. Auch IFAC-Direktor Paul Thompson, der die globale Umfrage der IFAC unter KMPs präsentierte, bestärkte diesen Ein-druck: Die größte Herausforderung für KMPs in Europa sei es, mit neuen Regulierungen und Stan-dards Schritt zu halten. Dies zeige, dass die Interessen von KMPs auf nationaler und internationa-ler Ebene stärkere Berücksichtigung finden müssten.
Die Breite der Themen und der anschließenden, angeregten Diskussionen zwischen den Podien und den über 70 Teilnehmern zeigten, dass Änderungen von gesetzlichen Vorgaben und Stan-dards vom Berufsstand interessiert verfolgt und aktiv begleitet werden. Die EFAA wird sich hier-bei auch in Zukunft für die Bedürfnisse der kleinen und mittleren Praxen auf europäischer und internationaler Ebene einsetzen.